Mein Blick schweift über den türkisfarbenen See. Dieser glitzert in der Vormittagssonne in allen erdenklichen Tönen von Grün und Blau. Er scheint die Farbe immer wieder zu verändern, je nach Sonneneinstrahlung und je nach dem von wo aus ich gerade auf ihn runter blicke. Eine Insel mitten im See, Strände und lauschige Ecken vermitteln zusammen mit dem extremen Türkis ein Hauch von Karibik – wäre der See nicht von Nadelbäumen umgeben. Wo ich hier gelandet bin? Am Caumasee.
Die Wanderung vom Caumasee zum Crestasee ist längst kein Geheimtipp mehr. Gerade im Sommer sind hier viele Wanderer und Badegäste anzutreffen, an Tagen am Wochenende muss man scheinbar vor 10 Uhr da sein, um noch einen Parkplatz zu ergattern.
Ich bin zwar auch im Juni da, aber wochentags. Eine Schulklasse ist auf Ausflug hier, sonst sind nicht viele zu sehen. Die Badeplätze sind leer, ein paar Fischer kann ich ausmachen. Es scheint, als hätte ich wieder einmal Glück und eine der schönsten Gegenden der Schweiz ganz für mich alleine.
Mit dem Zug bis nach Chur und von dort mit dem Postauto bis nach Flims-Waldhaus, führt ein ausgeschilderter Weg bis zum Caumasee. Zuerst wird der Parkplatz passiert, bis ich dann beim Lift ankomme. Dieser bringt mich auf direktem Weg zum Caumasee.
Zuerst geniesse ich jedoch die Aussicht und mache gefühlte 100 Fotos. Von hier sieht der See einfach umwerfend aus, wie in der Karibik eben! Bergseen faszinieren mich immer wieder, aber der Caumasee ist schon etwas ganz besonderes.
Der Caumasee ist im Sommer eine beliebte Badestelle und da Eintritt entrichtet werden muss, ist der See stellenweise umzäunt. Man mag sich darüber streiten, ob dies nun das Landschaftsbild stört oder nicht und ob der Preis von CHF 12.- gerechtfertigt ist. Ich versuche den Zaun zu ignorieren und da ich sowieso nicht Baden will, ist mir der Preis auch egal. Ich laufe um den See herum, geniesse den wunderbaren Ausblick und bin einmal mehr dankbar, in einem so wunderschönen Land leben zu dürfen.
Vom Caumasee geht es durch den Wald, vorbei am Restaurant Conn zur Aussichtsplattform „Il Spir“. „Il Spir“ bedeutet auf Romanisch „Der Mauersegler“ und in dieser Form ist die Plattform auch gestaltet. Für Leute mit Höhenangst mag sie nicht geeignet sein, für mich ist die Aussicht über die Rheinschlucht Ruinaulta spektakulär. Aber in diesem Fall lasse ich einfach Bilder sprechen.
Von hier soll es weitergehen zum Crestasee. Im Vorfeld habe ich schon oft gelesen, dass die Wegführung etwas tricky sein soll und man sich schnell verlaufen kann. Obwohl ich mir die Route im vornherein angeschaut habe, passiert mir dasselbe und schon nach kurzer Zeit habe ich kein Ahnung mehr, wo ich bin. Die Beschilderung ist schlecht oder gar nicht vorhanden. Ich weiss einfach in welche Richtung der See ungefähr liegt und laufe guten Mutes dahin. Zur Sicherheit werfe ich aber dann doch einen Blick auf Google Maps und ja, die Richtung stimmt. Der Flimserwald ist ein Labyrinth und zeitweise fühle ich mich wie Gretel alleine im Wald.
Da die Wanderung aber mehr einem Spaziergang gleicht und von einem See zum anderen nicht länger als zwei Stunden dauert (mit Abstecher zum Il Spir), hält sich das Gefühl vom „im Wald verloren sein“ in Grenzen und tatsächlich, bald treffe ich wieder auf andere Wanderer und komme auf einen breiteren Weg, der direkt zum Crestasee führt.
Hier mache ich halt und gönne mir das mitgebrachte Sandwich. Auch im Crestasee kann gebadet werden. Er strahlt zwar nicht ganz so sehr wie der Caumasee, ist dennoch auch eine wunderschöner Bergsee, wo es sich gut aushalten lässt. Ich mache eine längere Pause am Seeufer und geniesse einfach das Nichtstun.
Vom Crestasee ist es nur noch ein kurzer Spaziergang von ungefähr 15 Minuten zur Postauto Haltestelle Felsbach-Crestasee, von wo aus es zurück nach Chur geht.
Insgesamt ist diese Wanderung ein wunderbarer Ausflug und in einer der schönsten Gegenden der Schweiz. Schon nur um die schillernden Farben des Caumasees zu sehen, lohnt sich die Anfahrt und ich bin sicher, dass ich wiederkomme. Das nächste Mal vielleicht im Herbst, um die Wälder in satten Farben zu sehen oder im Winter, wenn das Weiss der Landschaft einen ganz eigenen Charakter verleiht.
Und ja, vielleicht hast du dich gefragt, ob die Farben auf meinen Bildern echt sind. Ich bearbeite meine Fotos immer, ich begradige sie, schärfe etwas nach und korrigiere so kleine Fehler aus. Bei den Bildern dieser Wanderung habe ich aber regelmässig die Sättigung runtergeschraubt – und das passiert mir selten. Die Seen sehen also tatsächlich so aus, in Wirklichkeit sogar noch etwas intensiver. Damit der ganze Artikel nicht zu kitschig wird, musste ich aber etwas Farbe rausnehmen…
Informationen
- An-/Abreise: Postauto von Chur nach Flims-Waldhaus (1/2 Stunde Fahrt) und zurück von Felsbach-Crestasee nach Chur. Von dort gehts mit dem Zug in alle Landesteile. Alternativ kann auch mit dem Auto angereist werden, Parkplätze beschränkt und kostenpflichtig vorhanden.
- Lift: Fährt durchgehen von 8 – 17 Uhr zwischen Juni und August und ist kostenlos. Somit ist der Caumasee auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl erreichbar.
- Strandbad: Offen von Mai bis Oktober, ab September kostenfrei. Ansonsten CHF 12.- für den Caumasee, CHF 7.- für den Crestasee.
- Wanderung: Die Strecke ist rund 8 Km lang und mehrheitlich flach. Eigentlich ist es fast mehr ein Spaziergang. Dauer: Um die zwei Stunden (ohne sich zu Verlaufen….). Die Gegend ist nicht nur im Sommer schön, sondern zu allen Jahreszeiten reizvoll.
- Verpflegung: Restaurant am Strandbad am Caumasee. Unterwegs, gleich vor der Aussichtsplattform Il Spir, das Restaurant Conn und am Crestasee Kiosk und Gasthaus.
Hast du die traumhafte Seen mit Karibikfeeling auch schon besucht?
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